Einseitiger Kinderwunsch

Das Wichtigste im Überblick

• Ein Kinderwunsch kann unterschiedlich ausgeprägt sein.
• Fehlende Kommunikation kann die Beziehung belasten.
• Es kann nur die Entscheidung für oder gegen ein Kind getroffen werden. Ein bisschen „schwanger werden“ gibt es nicht.
• Unterscheidet sich die Lebensplanung von 2 Menschen grundlegend, kann eine Trennung eine Lösung sein.
• Betroffene mit einem einseitigen Kinderwunsch fühlen sich häufig alleingelassen, da es sich um ein Tabuthema handelt.

Was bedeutet es einen einseitigen Kinderwunsch zu haben?

Der Wunsch nach einem Kind wird immer stärker. Aber die bzw. der Partner:in möchte einfach (noch) kein Kind oder auch kein weiteres Kind. Das kann zu wiederkehrenden Konflikten in der Beziehung führen, insbesondere wenn es an der richtigen Kommunikation fehlt. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was es bedeutet einen einseitigen Kinderwunsch zu haben, wie zu diesem Thema richtig kommuniziert werden kann und welche Gründe damit einhergehen können. Am Ende des Beitrags findest du eine praktische Übung, um Klarheit über deinen (nicht vorhandenen) Kinderwunsch zu bekommen.

Im Durchschnitt verspüren Frauen im Alter von etwa 24,8 Jahren und Männer im Alter von 25,4 Jahren einen konkreten ersten Wunsch nach einem Kind. Etwa 13 % der Frauen und Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren in einer festen Partnerschaft geben an, dass sie gerne Kinder hätten, ihr:e Partner:in jedoch nicht. Dies geht aus der Studie des Bundesfamilienministeriums aus 2020 hervor.

Was ist ein einseitiger Kinderwunsch?

Was ist ein einseitiger Kinderwunsch?

Ein einseitiger Kinderwunsch bedeutet, dass sich zwei Personen in einer Beziehung befinden und eine Person (noch) keinen Kinderwunsch hat. Dieser Wunsch muss nicht zwingend einseitig bleiben, denn es kann sein, dass sich bei der anderen Person der Kinderwunsch noch im Laufe der Zeit entwickelt. Was aber, wenn der Kinderwunsch einseitig bleibt? In einer solchen Situation gilt es herauszufinden, was die Gründe dafür oder dagegen sind. Auf eine Kommunikation in einer Beziehung auf Augenhöhe, sollte daher nicht verzichtet werden. Das ist nicht immer einfach und kann sehr herausfordernd sein. Hier kann es sinnvoll sein, die Unterstützung einer Paartherapie in Anspruch zu nehmen.

Die Gründe für einen einseitigen Kinderwunsch sind vielfältig und individuell. Nachfolgend findest du eine Auswahl der möglichen Gründe:

  • Finanzen
  • Angst vor Verantwortung
  • Veränderung in der Beziehung
  • Angst vor der Mutter-/Vaterrolle
  • Beruf / Karriere
  • bereits vorhandene Kinder
  • Freiheit & Selbstbestimmheit
  • Angst vor dem Scheitern
  • Glaubenssätze
  • Überforderung
  • schlechte Kindheitserfahrungen
  • Zweifel an der Partnerschaft
  • Keine Zeit
  • Unsicherheit / Unklarheit

Um Entscheidungen treffen zu können und weitere Vorgehensweisen festzulegen, ist es wichtig, der Sache genau auf den Grund zu gehen. Nur mit Klarheit können gute Entscheidungen getroffen werden.

Was tun, wenn der Kinderwunsch einseitig ist?

Kommunikation ist der Schlüssel, wenn es um den einseitigen Kinderwunsch geht. Sie sollte ehrlich, offen und auf Augenhöhe geführt werden. Vorwürfe sollten in diesem Zusammenhang nicht gemacht werden. Druck aufzubauen ist auch keine gute Lösung. Die Gründe der einzelnen Personen sollten deutlich und klar kommuniziert werden. Gemeinsam nach einer Lösung zu suchen ist hilfreich. Gleichzeitig sollten beide Parteien offen für Möglichkeiten sein. Häufig nimmt es den Druck heraus, wenn sich gegenzeitig eine Bedenkzeit gegeben wird, um sich selbst über die eigenen Bedürfnisse und Wünsche klarzuwerden.

Was tun, wenn der Kinderwunsch einseitig ist?

P4B-Hinweis

Ständiges unterschwelliges Vorhalten nach dem Motto „Du willst ja keine Kinder…“, ist nicht fair und baut Druck auf. Dies führt dazu, dass sich die bzw. der Partner:in zurückzieht. Ziel sollte für beide sein, sich gegenseitig zu verstehen.

Wie äußert sich ein Kinderwunsch beim Mann?

Wie äußert sich ein Kinderwunsch beim Mann?

Das Alter spielt bei Männern im Gegensatz zu Frauen, nicht die Hauptrolle. Männer können auch noch spät ein Kind zeugen. Neben den biologischen Aspekten spielen die Psychologie und Soziologie eine entscheidende Rolle bei einem Kinderwunsch. Aus diesem Grund nehmen sich Männer i.d.R. für die Familienplanung mehr Zeit. In jüngeren Jahren haben die Themen Erfolg im Beruf, Geld verdienen, das Leben mit der bzw. dem Partner:in genießen und die Selbstverwirklichung eine hohe Priorität. Grundsätzlich verknüpfen sie den Kinderwunsch mit der Partnerschaft. Dies bedeutet, dass sie sich Kinder mit der für ihr Empfinden „richtigen“ Frau wünschen. Die Grundlage dafür ist, eine intakte auf die Zukunft ausgerichtete Beziehung. Ein weiterer Faktor sind die gesammelten Erfahrungen mit der eigenen Familie und in der Kindheit. Unbewusst läuft häufig eine Abwägung der Wünsche / Erwartungen und Ängste / Unsicherheiten ab. Den Kinderwunsch im Mann zu erwecken ist aus den vorherigen Gründen nicht direkt möglich. Der Kinderwunsch sollte daher offen und ehrlich angesprochen werden. Geduld und Feingefühl sind in diesem Zusammenhang gute Begleiter.
Wie äußert sich ein Kinderwunsch bei der Frau?

Wie äußert sich ein Kinderwunsch bei der Frau?

Viele Frauen fühlen sich zu Babys hingezogen und möchten sie auf den Arm nehmen, ganz so als wäre es ein natürliches Bedürfnis. Folgende Themen können mit einem eigenen Kind in Verbindung gebracht werden: Dem Leben mehr Erfüllung geben und sich weiterzuentwickeln.

Aus biologischer Sicht, sind Frauen im Vergleich zu Männern an eine biologische Uhr gebunden. Während Männer auch noch spät ihren Kinderwunsch erfüllen können, gelten Schwangerschaften Mitte 30 bereits als „Risikoschwangerschaften“. Auch die Chancen schwanger zu werden, verringern sich drastisch. Die Eizellreserve reduziert sich Jahr für Jahr. Das kann einen immensen Druck auslösen. Häufig empfinden Frauen die Sehnsucht nach einem Kind und verbinden „richtig Frausein“ mit der Erfüllung des Kinderwunsches.

In manchen Fällen kann ein Kinderwunsch Platzhalter für die Erfüllung anderer Bedürfnisse sein. Daher ist es umso wichtiger, sich über die Gründe des Kinderwunsches klarzuwerden. Denn es ist nicht fair, wenn ein Kind die Bedürfnisse und Erwartungen von anderen erfüllen muss. Dies schlägt sich letztendlich auf die Entwicklung des Kindes nieder. Das Kindeswohl sollte stets im Mittelpunkt stehen und ein Kind sollte nicht zur Welt kommen, um die Defizite der Eltern zu kompensieren und sie zu stabilisieren.

Ist ein Kompromiss bei einem einseitigen Kinderwunsch sinnvoll?

Bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind sollten keine Kompromisse eingegangen werden. Ein bisschen Kind geht nicht. Auch der/dem Partner:in zuliebe sollte dies nicht gemacht werden. Jeder Mensch hat eigene Lebensträume und -visionen. Wenn sich die Planungen von 2 Menschen grundlegend unterscheiden, müssen (vielleicht auch unangenehme) Entscheidungen getroffen werden. Vielleicht kann auch eine Trennung für beide Parteien die Lösung sein. Wird ein langer und intensiver Kinderwunsch immer wieder unterdrückt, kann dies zu ernsten Krankheiten (z.B. Depression, psych. Erkrankungen etc.) führen.

Wie kann eine Entscheidung beim einseitigen Kinderwunsch getroffen werden?

Wie kann eine Entscheidung beim einseitigen Kinderwunsch getroffen werden?

Um eine für dich gute Entscheidung treffen zu können, ist es wichtig, dass du dich mit deinen Träumen und Wünschen für dein Leben auseinandersetzt. Jeder Mensch trifft tagtäglich ganz viele kleine und auch manchmal große Entscheidungen. Dabei wird fast Jede:r mit Ängsten, die damit einhergehen, konfrontiert. Oft steht die Angst, sich „falsch“ zu entscheiden, im Vordergrund. Auch die Angst vor den jeweiligen Folgen, die diese Entscheidung mit sich bringt, kann groß sein. Mache dir in diesem Zusammenhang unbedingt deine Ängste bewusst und schaue genauer hin. Um was geht es dabei denn im Kern?

P4B-Tipp

Entscheidungen unter Stress und Zeitdruck zu treffen, ist nicht sinnvoll. Einfach mal eine Nacht darüber zu schlafen, bevor du handelst oder eine Entscheidung triffst, kann den Druck herausnehmen und du kannst rationaler eine Entscheidung treffen. Insbesondere beim einseitigen Kinderwunsch gilt es im ersten Schritt Ruhe zu bewahren und dir Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. So können verschiedene Optionen und Szenarien in Ruhe durchgespielt werden. Verabschiede dich vom Schwarz-Weiß-Denken. Es gibt in diesem Sinne nämlich kein „richtig“ oder „falsch“. Egal welche Entscheidung du triffst, sie ist völlig in Ordnung. Frage dich einfach mal: Wo ist die Mitte? Gibt es eine vielleicht auch eine kreative Möglichkeit, die mich zufriedenstellen könnte? Gibt es vielleicht eine passende Kombination aus verschiedenen Möglichkeiten? Habe ich einen Plan C?
Übung für mehr Klarheit beim (einseitigen) Kinderwunsch

Versuche dich im jetzigen Moment freizumachen. Von allen Ratschlägen und Meinungen von außen. Richte deine Aufmerksamkeit nun gezielt auf das Gefühl, das mit dem Gedanken an einen Kinderwunsch in dir aufkommt. Um deine Gedanken von deinen Gefühlen zu lösen, eignet sich eine Journaling-Übung besonders gut. Hierfür kannst du die 4-Schritte-Übung nutzen:

  1. Was sind gerade die Fakten?
  2. Was fühle ich gerade?
  3. Welche Erkenntnisse ziehe ich daraus?
  4. Was kann ich als Nächstes tun?

1. Was sind gerade die Fakten?

Was sind gerade die Tatsachen? Was passiert gerade? Schreibe deine Gedanken am besten in Form einer Liste auf.

Beispiel:

  • Ich kann seit Tagen nicht mehr schlafen.
  • Ich weiß nicht, ob ich Mutter oder Vater werden möchte.
  • Mein:e Partnerin:in wünscht sich jedoch so sehr ein Kind…

2. Was fühle ich gerade?

Wie fühlst du dich gerade in dieser Situation? Was macht dir Angst? Wo in deinem Körper spürst du Emotionen?

Beispiel:

  • Ich fühle mich mit der Situation überfordert. Es fühlt sich ganz schwer auf meiner Brust an.

3. Welche Erkenntnisse ziehe ich daraus?

Was verstehe ich jetzt besser? Was lerne ich aus dieser Situation? Wie interpretiere ich die Fakten und die Gefühle? Erkenne ich Chancen? Wenn ja, welche?

  • Für mich ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um eine Entscheidung zu treffen.

4. Was kann ich als Nächstes tun?

Was kann ich jetzt tun? Was sind meine nächsten konkreten Schritte?

  • Ich versuche etwas Abstand zum Thema zu bekommen und setze mich dann erneut damit auseinander.
Diese Übung kann sich anfangs komisch anfühlen. Vielleicht benötigst du auch mehrere Anläufe. Probiere es einfach mal aus. Vielleicht eröffnen sich dir dadurch neue Ideen und Möglichkeiten, die du nicht für möglich gehalten hättest. Und vielleicht, kommst du so zu einer Entscheidung, die sich gut für dich anfühlt.

Fazit

Ein einseitiger Kinderwunsch ist eine Belastungsprobe für jede Beziehung und sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Ein Kompromiss in diesem Bereich einzugehen, sollte ganz gut überlegt werden. Wir raten dir davon ab. Werde dir in diesem Zusammenhang deiner Lebensziele und -wünsche bewusst. Am wichtigsten ist die Kommunikation in der Partnerschaft. Sprecht auf Augenhöhe miteinander und gebt euch genug Zeit zum Nachdenken. Druck aufzubauen bringt nicht wirklich etwas. Denkt über unterschiedliche Möglichkeiten nach und seid ehrlich zueinander.

Du benötigst Unterstützung bei der Entscheidungsfindung? In unserem Unterstützer:innen-Netzwerk findest du Expertinnen und Experten, die dir gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Vanessa

Zur Autorin:

Vanessa sorgt für die Zusammenarbeit in unserem Team und hilft uns dabei, den Fokus des Projekts nicht aus den Augen zu verlieren. Sie ist das redaktionelle Herz von Partner4Baby, sorgt für regelmäßigen Content und bringt sich mit neuen Ideen ein.

Was macht Partner4Baby für dich so besonders? „Häufig ist man auf der Suche nach Informationen und Antworten und findet das auch. Manchmal aber findet man Informationen und bekommt letzten Endes viel mehr, als man erwartet hätte. Partner4Baby ist ein solcher Ort, an dem du so viel mehr bekommst als gedacht. Ein SafeSpace für Menschen auf der Kinderwunschreise.“

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