Eine Geschichte zweier Freundinnen mit Kinderwunsch

Chleo starrt auf den positiven Schwangerschaftstest ihrer besten Freundin Julia. Diese beiden Streifen fühlen sich wie zwei tiefe Schnitte in ihrem Herzen an, denn sie wäre gerne selbst schwanger. Bei Julia scheint immer alles planmäßig zu laufen. Genauso ist es jetzt mit dem Wunsch eine Familie zu gründen. Vor 2 Jahren lernt sie Christian kennen. Er ist ein paar Jahre älter und offen Vater zu werden. Nach etwas über einem Jahr heiraten Julia und Christian. Kurz danach trafen sie die Entscheidung, ihrem Kinderwunsch nachzukommen.

Chleo blickt wieder auf den Test und kann sich nicht mit ihrer Freundin freuen. Ihre Glückwünsche sind gespielt. Innerlich geht es ihr schlecht. Ihr schrumpft das Herz zusammen und im Hals bildet sich ein Klos. Unmut macht sich breit. Chleo kann ihre Emotionen nicht einordnen. Ihr Kopf pocht. Gönnt sie ihrer Freundin das eigene Baby nicht? Ist sie etwa neidisch?

Wenn sich Freunde Kinder wünschen und es bei einem Paar nicht klappt, kann es zu Gefühlsausbrüchen und Problemen kommen. Das erzählt die Geschichte von Chleo und Julia.

Die beiden Freundinnen kennen sich seit dem Kindergarten. Sie besuchten die gleiche Grundschule und machten zusammen das Abitur. Seit über 25 Jahren gehen sie gemeinsam durch dick und dünn. Sie trösten sich bei Liebeskummer, feiern ihre beruflichen Erfolge und fahren jedes Jahr für eine Woche in die Berge. „Unsere Girls Time Out“ nennen sie diese Zeit. Doch das wird jetzt alles anders. Julia wird Mutter.

Chleo ist seit vielen Jahren mit ihrem Mann Daniel zusammen. Beide wissen, wie es ist, mit einem Wunschkind schwanger zu sein. Chleo kennt das schöne Gefühl, Mutter zu werden. Während all die anderen Frauen in der Geburtsvorbereitung nach einigen Monaten ihre Babys in den Armen halten, schaut Chleo traurig ins Leere. Im dritten Monat hatte sie eine Fehlgeburt. Der Schock war groß und der Schmerz hat sich tief in ihr eingenistet. Seitdem blieb jeder Versuch wieder schwanger zu werden unerfüllt. Und die Uhr tickt.

Auf diesem langen, enttäuschenden Weg zu eigenen Kindern, wird Chleo immer wieder gefragt, wann sie wieder schwanger werden würde. Sie solle die Vergangenheit und Trauer loslassen. Als wäre das so einfach mit dem Loslassen. Und als ob sie es nicht versuchen würden, Eltern zu werden. Wie viele andere Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, lässt sich Chleo nichts anmerken. Sie überspielt ihre negativen Gefühle.

„Ich weiß, ich sollte mich für Julia freuen. Aber es ist so unfair!“, denkt Chleo. Sie spürt den Neid in sich aufsteigen. Kurz darauf kommen Schuldgefühle dazu. Diese ambivalenten Emotionen von Freude für die Freundin, Neid, Missgunst und Trauer hinterlassen eine innere Zerrissenheit.

Die verbotene Emotion Neid, besonders wenn Freunde Kinder kriegen

Für diese Achterbahn der Emotionen gibt es einen Begriff: „Baby-Neid“. Er ist weiter verbreitet als man denkt. Über Neid wird kaum gesprochen, denn es ist eine verbotene Emotion. Daher werden Neidgefühle im Alltag fast nie offen angesprochen.

Die Kinderwunschforen bringen es ans Tageslicht. Baby-Neid ist ein häufiges Thema, das in der Anonymität eines Forums in Worte gefasst wird. Zu diesem Gefühl gesellen sich schnell Schuldgefühle und Gedanken, ein schlechter Mensch zu sein. Selbstzweifel und die Enttäuschung sich selbst gegenüber, lassen nicht lange auf sich warten. Für den Körper ist das ein Höchstmaß an Stress. Die Psyche läuft Gefahr ein Selbstsabotageprogramm auszulösen. Wenn Chleo auf Julia neidisch ist, weil sie schwanger ist, bestraft sie sich doppelt. Sie hat dieses fiese Neidgefühl und muss sich gleichzeitig mit ihren Schuldgefühlen auseinandersetzen.

Wie entsteht ein Neid auf schwangere?

Dr. Doris Wolf beschreibt Neid wie folgt: Neid entsteht, wenn wir uns mit einem anderen vergleichen und feststellen, dass dieser etwas hat, das wir nicht besitzen, aber für erstrebenswert halten. Wir können einen Menschen wegen seiner Besitztümer, seiner Intelligenz, seines Aussehens, seines Status und Ansehens beneiden. Bei einem Kinderwunsch für die Fähigkeit, ein Kind zu zeugen und schwanger zu sein.

Neidgefühle entstehen demnach, wenn die Bilanz des Vergleiches negativ ausfällt. Wir sehen uns als benachteiligt und haben das Gefühl zu kurz zu kommen. Durch zu hohe Erwartungen an das Leben oder wenn wir andere Menschen idealisieren, wird Neid zusätzlich angefeuert. Lebenskrisen und ein zu geringes Selbstwertgefühl führen ebenfalls dazu, Neid zu entwickeln.
Wenn sich Freunde Kinder wünschen und es bei dem einen klappt und beim anderen nicht, kann es schnell zu Neid und Missgunst kommen. Neid gefährdet nicht nur die Freundschaft, sondern die eigene Gesundheit.

Wenn wir neidisch sind, entsteht toxischer emotionaler Stress. Selbstzweifel führen dazu, sich insgesamt in Frage zu stellen. Es kommt zu Selbstmitleid und Unzufriedenheit. Neid kann auch Wut auslösen. Diese starke Emotion kann sich schnell nach innen richten, wenn wir sie verdrängen. Das gilt insbesondere, wenn Freunde Kinder kriegen. Ständige Verdrängung negativer Emotionen kann letztendlich in einer Depression münden.

Die Angst nicht mehr dazuzugehören

Menschen sind soziale Wesen und suchen automatisch nach Verbundenheit. Wenn wir zum Beispiel gerade mal nicht beschäftigt sind, arbeitet unser Gehirn trotzdem, und zwar ununterbrochen. Gibt es nichts zu tun, sucht es nach etwas. Weil wir auf Beziehungen gepolt sind, kreisen dann unsere Gedanken um uns selbst und andere. Sind unsere Beziehungen gut und bereichernd fühlen wir uns geborgen und sicher. Umgekehrt empfinden wir Verluste und Ausgrenzung wie körperliche Schmerzen. Allein die Angst vor Verlust und Ausgrenzung verursacht diesen Schmerz als sei es tatsächlich passiert.

Als Chleo von der Schwangerschaft ihrer besten Freundin erfährt, fühlt sie sich nicht mehr mit ihr verbunden. Dieses Gefühl der Ausgrenzung führt schnell zu dem, was Chleo als Neidgefühle erkennt.

Tipps, um den Neid auf Schwangere zu überwinden:

Einzigartig - Neid auf schwangere: Wenn die Freundin plötzlich ein Baby erwarten!

1. Lerne Rückwärtsverstehen!

Du hast einen einzigartigen Weg, den nur du gehen kannst. Im Laufe des Lebens dürfen wir lernen, dass wir unser Leben am besten rückwärts verstehen. Sobald wir diese Erkenntnis verinnerlicht haben, werden äußere Umstände etwas leichter. Denn wir können uns sagen: “Ich verstehe nicht, warum mir das passiert. Warum ist es so schwer ein Kind zu bekommen. Und ich vertraue darauf, dass ich es rückblickend verstehen werde. Und jetzt finde ich zurück zu meiner inneren Ruhe.”

Fokus - Neid auf schwangere: Wenn die Freundin plötzlich ein Baby erwarten!

2. Richte deinen Fokus auf die guten Dinge, die du bereits hast!

Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Diese Aussage hat schon lange die Esoterik verlassen und findet Raum in der Quantenphysik, energetischen Psychologie und Trauma-Arbeit. Das, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten, wird größer. Wenn du nach Krisen Ausschau hältst, wirst du Krisen sehen. Diese Gesetzmäßigkeit funktioniert auch im Positiven. Wenn du deinen Fokus auf die guten Dinge im Leben richtest, wirst du auch gute Dinge sehen. Dies kannst du auch anwenden, wenn Freunde Kinder kriegen.

Übung: Fokusiere Dich auf die guten Dinge

Nimm dir für die nächsten 14 Tage ein Notizbuch und schreibe auf, wie viele Schmetterlinge du an jedem Tag gesehen hast. Jeder Schmetterling, überall und egal in welcher Form. Nach 14 Tagen kannst du feststellen, dass du immer mehr Schmetterlinge gezählt hast. Dabei ist die Jahreszeit übrigens egal. Es funktioniert auch im Winter.

Gefühle - Neid auf schwangere: Wenn die Freundin plötzlich ein Baby erwarten!

3. Offen und ehrlich über die Gefühle sprechen!

Gefühle wollen gesehen werden. Wenn wir Gefühle verdrängen, dann sind sie nicht fort. An irgendeiner anderen Stelle tauchen sie ohne Vorwarnung wieder auf. Wenn sie lange genug verdrängt wurden, kann es zu heftigen emotionalen Ausbrüchen kommen. Vielleicht bereits bei einer Kleinigkeit. Wie aus dem Nichts heraus fühlst du dich missverstanden, ausgegrenzt, hast das Gefühl nicht gut genug zu sein und spürst, wie die verbotene Emotion Neid auftaucht.
Tipp: Sprich deine Gefühle an. Sag deinem Gegenüber, wie es dir geht. Deine beste Freundin kennt dich vielleicht schon lange, aber sie kann wahrscheinlich nicht hellsehen. Wenn du deine negativen Emotionen und Ängste überspielst, bist du aktiv daran beteiligt nicht verstanden zu werden. Also öffne dich und sei ehrlich. Höchstwahrscheinlich wirst du dadurch mit deiner Not wahrgenommen werden und bekommst die Hilfe, die du dir wünschst und bekommst die Unterstützung, die du brauchst. Mache es deiner Freundin etwas einfacher, dir zu helfen.

Emotionen - Neid auf schwangere: Wenn die Freundin plötzlich ein Baby erwarten!

4. Lerne mit negativen Emotionen umzugehen

Emotionen sind wie ein Navigationssystem. Sie zeigen uns sehr genau, wo es in unserem Leben langgeht. Sie zeigen uns wichtige Bedürfnisse an und stellen uns Energie zu Verfügung, um sie zu befriedigen. Immer dann, wenn wir gegen unsere Bedürfnisse handeln, spüren wir das durch negative Emotionen. Trigger von außen zeigen uns, dass wir im Inneren nicht in Harmonie mit uns sind. Robert Betz nennt die Menschen, die uns triggern, nicht umsonst Arschengel. Denn sie helfen uns dabei uns besser zu verstehen und zu heilen.

Der erste wichtige Schritt ist es, Emotionen wahrzunehmen und zu erkennen.

Dazu dient die folgende Übung aus dem NLP (Neurolinguistische Programmierung): Nimm dir täglich einen Moment Zeit, um wahrzunehmen, was du spürst und empfindest. Probiere diese Übung einfach mal aus und schau, ob sie dir gefällt.

 

Schritt für Schritt Anleitung: Emotionen erkennen und wahrnehmen

Schritt 1.: Suche dir einen ruhigen Ort. Setze oder lege dich bequem hin. Du kannst auf einem Stuhl sitzen, auf der Couch liegen oder auch aus dem Fenster in die Natur schauen.

Schritt 2.: Jetzt konzentrierst du dich auf deinen Atem. Etwa 8 Atemzüge lang. Spüre, wie dein Atem in dich hinein und wieder hinaus fließt.

Schritt 3.: Frage dich nun, wo du deinen Körper im Moment am meisten spürst. Fühlst du ein Zwicken im Nacken, ist dein Rücken verspannt, spürst du Druck auf deinem Kopf oder zieht es in deinem Bauch. Wie ist dein Atem? Ist er leicht oder schwer? Ist dein Herz offen oder geschlossen? Vielleicht spürst du auch ein Lächeln in deinem Gesicht und es wird dir wohlig warm.

Schritt 4.: Nun wird es interessant. Versuche deine Empfindungen mit irgendwelchen Emotionen in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel kannst du dich fragen: “Welche Emotionen empfinde ich in Verbindung mit diesem Körpergefühl?

Schritt 5.: Welches Bedürfnis könnte dir dadurch angezeigt werden? Übrigens können auch angenehme Emotionen ein Bedürfnis ausdrücken. Zum Beispiel deine wohlige Wärme im Brustraum könnte dir anzeigen, dass alles gut ist, wie es ist. Wo empfindest du einen Mangel? Was fehlt dir, um dich selbstbewusst, gut und sicher zu fühlen?

Schritt 6.: Nun geht es in die Handlung. Welche Schritte kannst du jetzt tun, um dieses Bedürfnis oder diesen Mangel zu befriedigen? Was brauchst du? – Brauchst du einfach etwas Ruhe und Zeit mit dir oder wäre ein offenes und ehrliches Gespräch das Beste? Deine innere Stimme wird es dir sagen. Du darfst als erstes offen und ehrlich mit dir selbst sein.

Schritt 7.: Nun fokussiere dich abschließend wieder auf 8 tiefe Atemzüge. Kehre zurück in deinen Tag. Schau dich um. Gehe wieder in Verbindung mit dem was gerade ist. Und gehe deinen Aufgaben nach.
Ziel der Übung ist das reine Hineinspüren und zu lernen deine Emotionen wahrzunehmen und zu verstehen. Du musst nichts tun oder sofort entsprechend handeln. Es geht rein um die Verbindung zu dir, deinen Bedürfnissen und deinen Emotionen. Wenn du den Impuls zu handeln hast: Dann tu es.

Sei Du selbst - Neid auf schwangere: Wenn die Freundin plötzlich ein Baby erwarten!

5. Fragen nicht persönlich nehmen

Oft nutzen Menschen eine Frage, um mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten. Es ist gar nicht negativ oder sonderlich neugierig gemeint. Denn Fragen dienen als Türöffner für ein Gespräch. Zum Beispiel die Frage: “Und? Wie geht’s?” – Wenn wir gekränkt oder verunsichert sind, kann diese Frage schnell falsch verstanden werden. Besonders dann, wenn sie locker und vielleicht etwas flapsig gestellt wird. Vielleicht weil der Fragende selbst verunsichert ist. Menschen mit niedrigen Selbstwert, sind oft davon abhängig was andere denken und sagen. Solange wir hier im Dunkeln tappen, malen wir uns selbst aus, wie andere über uns denken und was sie vielleicht sagen könnten. Dann ist das außen wie ein Spiegel unserer eigenen Selbsteinschätzung. Dazu kommt noch, dass die Art und Weise wie Menschen etwas sagen, etwas über sie selbst aussagt und nicht über dich. Wie wäre es, dich zu entscheiden auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen, auch wenn es im Moment nicht so scheint?

Übgung: Umgang mit Menschen

Wie wäre es, wenn du davon ausgehst, dass Menschen es in deinem Umfeld gut mit dir meinen – nur manchmal unbeholfen sind? Sie zeigen dir ihre eigene Verunsicherung. Sie wollen einfach nur behilflich sein. Sie wollen dich trösten, indem sie sagen: “Wird schon wieder!” oder “Ist doch nicht so schlimm. Du hast doch noch x Versuche” usw. Nimm es nicht persönlich. Atme ein paar Atemzüge tief ein und aus. Richte deinen Fokus ein paar Momente auf deinen Atem. Blicke liebevoll in dich hinein und dann auf dein Gegenüber. Schau was passieren wird.

Plan B - Neid auf schwangere: Wenn die Freundin plötzlich ein Baby erwarten!

6. Entwickle einen Plan B

Wenn wir in Bezug auf unsere Lebensgestaltung aktiv sind, erwacht das emotionale Zentrum im Gehirn. Das Gefühl von Kontrolle beruhigt das Gehirn, verringert Stress und lässt uns selbstbewusster mit Schwierigkeiten umgehen. Was stresst mehr, als das Gefühl einem Problem gegenüber hilflos ausgeliefert zu sein. Sobald du das Gefühl hast etwas ändern zu können und aktiv zu werden, kann sich Neid und Missgunst in ein Gefühl von Wohlwollen und Verbundenheit wandeln.

Übung: Nimm dir etwas Zeit. Mache dir einen Tee oder Kaffee. Nimm dir dein Journal zur Hand und schreibe dir all die Dinge auf, die du gut kannst. Schreibe dir all die Dinge auf, die du bereits in deinem Leben hast, die dich glücklich machen. Erinnere dich an all die Situationen in deinem Leben, die durch einen Zufall plötzlich da waren. Glücksmomente. Überraschungen. Aus diesem Gefühl heraus überlege dir, wie dein persönlicher Plan B aussehen könnte.

Wenn sich Freunde Kinder wünschen, kann es sein, dass die Paare kurz aufeinander Eltern werden. Oft bleibt aber auch ein Paar außen vor. Denn sie bleiben für länger oder immer kinderlos. Egal in welcher Situation du gerade bist. Bitte vergiss nicht: Du bist ein Geschenk für die Welt.

Fazit

Baby-Neid kann auftreten, wenn sich Freunde Kinder wünschen und sich beim befreundeten Paar der Kinderwunsch erfüllt, während man selbst leer ausgeht. Neidgefühle entstehen, wenn die Bilanz des Vergleiches negativ ausfällt. Die „verbotene“ Emotion Neid tritt meistens bei Frauen auf, weil eine Freundin etwas hat, was selbst gerne hätte. Der Neid entsteht aufgrund der Angst diese Lücke nicht schließen zu können.