Was ist ein Überstimulationssyndrom?
Eine Überstimulation kann infolge einer Hormonbehandlung entstehen und kann sich unterschiedlich äußern. Das Ziel einer hormonellen Behandlung ist, die Eizellreifung anzukurbeln und dadurch mehr Eizellen zur Befruchtung entnehmen zu können. Im Durchschnitt bilden sich etwa 3 – 8 Follikel. Bei einer Überstimulation können sich weit über 10 bis 20 Follikel in der Gebärmutter bilden. Kommt es dazu, spricht man im medizinischen Bereich von einem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS).
Tritt eine Überstimulation ein, nimmt der Bauchumfang häufig zu und die Eierstöcke vergrößern sich. Eine starke Gewichtszunahme ist ebenso möglich. In dieser Verbindung können auch Schmerzen und Übelkeit auftreten. Es kann zu Flüssigkeitseinlagerungen und Blutgerinnseln kommen.
Bestimmte Risikogruppen sind anfälliger für eine Überstimulation. Deshalb wird vor dem Beginn einer Hormonbehandlung ein individueller Behandlungsplan mit Berücksichtigung der Vorerkrankungen erstellt. Um frühzeitig reagieren zu können, werden während der Behandlung Ultraschalluntersuchungen und Blutentnahmen durchgeführt.
Zu den Risikogruppen zählen insbesondere junge Frauen unter 35 Jahren, da die zugeführten Hormone in diesem Alter zu stärkeren Reaktionen führen. Auch Frauen mit einem PCO-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko einer Überstimulation. Dies wird jedoch vom behandelnden Arzt berücksichtigt und im Behandlungsplan einkalkuliert.
- Bauchumfang nimmt zu
- Übelkeit, Erbrechen
- deutliche Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle
Quelle: Fertila.de
Wie lange dauert eine Überstimulation?
Die Dauer ist unterschiedlich je nach Verlauf. Sie sollte im Normalfall jedoch nicht länger als 3 Monate dauern. Tritt eine Schwangerschaft ein, bilden sich die Folgen der Überstimulation i.d.R. in den ersten beiden Wochen wieder selbst zurück. In der Medizin findet eine Unterscheidung zwischen einem Early Onset und einem Late Onset statt.
Early Onset:
Eintreten der Überstimulation wenige Tage nach der Punktion. Tritt keine Schwangerschaft ein, werden die Symptome weniger und verschwinden wieder. Handelt es sich um einen schweren Verlauf, wird der Embryotransfer in den meisten Fällen abgesagt und die Embryos werden für einen späteren Zeitpunkt kryokonserviert. Hat sich der Körper von der Überstimulation erholt, kann ein erneuter Versuch mit den kryokonservierten Embryos gemacht werden.
Late Onset:
Eintreten der Überstimulation zu Beginn der Schwangerschaft. Die Symptome bessern sich mit der Abnahme der Gelbkörper.
Welche Symptome bringt eine Überstimulation mit sich?
Da jeder Körper anders reagiert, sind die Symptome vielzählig. Sollten Sie Symptome an sich wahrnehmen ist es in jedem Fall sinnvoll, den Arzt zu kontaktieren! So kann frühzeitig reagiert und ggf. gegengewirkt werden. Handelt es sich um eine schwere Überstimulation erfolgt meist eine stationäre Aufnahme mit Infusionstherapie.
In den meisten Fällen treten die Symptome nach der Punktion auf. Folgende Anzeichen können auf eine Überstimulation hindeuten:
- Hitzewallungen
- starke schwangerschaftsähnliche Bauchwölbung
- Abgeschlagenheit
- starke Dehnungsschmerzen im Bauchbereich
- Übelkeit bis hin zum Erbrechen
- Anlagerung von Flüssigkeit im Bauch, kann bis in die Lunge gehen
- starke Gewichtszunahme in kurzer Zeit (bis zu 20 kg)
- Im schlimmsten Fall: Lungenembolie und Nierenversagen (sehr selten)
Was kann ich bei einer Überstimulation tun?
Insgesamt kommt es auf den Schweregrad der Überstimulation an. Handelt es sich um eine leichte Form, kann die Betroffene zu Hause einige Unterstützungsmaßnahmen einleiten:
- körperliche Schonung
- ausreichend Flüssigkeit (3-4 l / Tag)
- Kühlung des Unterbauches
- eiweißreiche Kost
Stellt der Arzt eine Überstimulation fest, wird er je nach Schweregrad passende Empfehlungen aussprechen.
Wie hoch ist das Risiko einer Überstimulation?
Insgesamt ist das Risiko einer schweren Überstimulation sehr gering. Die Ratgeber-Website Fertila.de weist darauf hin, dass in Deutschland lediglich 0,25 % aller Behandlungen mit einer schweren Ausprägung einhergehen. Weltweit sind es etwa 0,2 % bis 5 %. In vielen Fällen seien die Beschwerden auf eine zu hohe Dosierung der Hormone zurückzuführen. Dies liegt jedoch im Verantwortungsbereich des behandelnden Arztes.
Im Jahresbericht 2020 des deutschen IVF-Registers wird aufgezeigt, dass das Überstimulationssyndrom lediglich bei 0,3 % der Patienten eingetreten ist.
In den meisten Fällen einer Überstimulation, ist der Verlauf mild bis mäßig. Hieraus entstehen in der Regel keine weitreichenden Gesundheitsprobleme.
Die Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. med. Heidi Gößlinghoff beschreibt eine Hormonbehandlung in ihrem Blog als „Gratwanderung zwischen der Gesundheit und einer ausreichenden Anzahl von guten Eizellen“. Je höher die Dosierung desto mehr Eizellen können heranreifen, dies ist jedoch immer mit dem gesundheitlichen Aspekt und dem Risiko einer Überstimulation zu betrachten. Deshalb ist es auch in Ordnung, wenn im Zuge der Therapie nicht ganz so viele Eizellen entstehen wie gedacht. Nicht die Anzahl der entnommenen Eizellen ist ausschlaggebend, sondern die Qualität.