Abschied vom Kinderwunsch – Ein Leben ohne Kinder

Den Kinderwunsch loszulassen, ist eine schwere Entscheidung und die Vorstellung von einem Leben ohne Kind ist für ungewollt Kinderlose kaum vorstellbar. Bis der Zeitpunkt des Abschiednehmens gekommen ist, wurde meist über viele Jahre versucht, den Kinderwunsch zu erfüllen. Ein Wechselbad der Gefühle wurde durchlebt, quasi ein monatlicher emotionaler Spagat zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Es kann beispielsweise sein, dass die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin ausgeschöpft wurden und dies auf emotionaler und körperlicher Ebene zu einer Erschöpfung geführt hat. Die Gründe für die Entscheidung des Abschiednehmens sind vielfältig und individuell:

• psychische und körperliche Ressourcen sind aufgebraucht
• finanzielle Möglichkeiten sind erschöpft
• ablehnende Haltung gegenüber einer Kinderwunschbehandlung
• Kinderwunschalternativen (Adoption, Pflege, Co-Parenting und Leihmutterschaft) kommen nicht infrage uvm.
• Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abschied nehmen?

Es gibt keinen „richtigen Zeitpunkt“. Jeder Mensch hat persönliche Grenzen und wenn diese erreicht oder sogar überschritten wurden, ist es an der Zeit neue Wege zu gehen. Bei einem greifbaren Grund (z.B. schlechte Spermienqualität oder verklebte Eileiter) für die Kinderlosigkeit, ist der Abschied in manchen Fällen leichter. Dennoch gibt es auch die ungewollte Kinderlosigkeit ohne einen greifbaren Grund. Die Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit bleibt für die Betroffenen ungeklärt und führt zu einer zusätzlichen emotionalen Belastung. Die Hoffnung, dass es doch noch mit der Kinderwunschrealisierung funktionieren könnte, bleibt.

Loslassen

In vielen Fällen wurde von den Betroffenen eine Fehlgeburt erlebt, die noch verarbeitet werden muss. Der Umgang mit dem Abschied vom Kinderwunsch ist bei Mann und Frau völlig unterschiedlich. Die Kinderwunsch-Krise kann einen enormen Einfluss auf die Beziehung haben und über viele Jahre hinweg als stärker zusammengebracht oder belastend erlebt werden. Eine offene Kommunikation und das Äußern von Bedürfnissen sind während des Loslassens von hoher Bedeutung. Der erste Schritt des Abschieds ist die Akzeptanz, den Kinderwunsch nicht wie erhofft realisieren zu können. Der Prozess des Loslassens braucht Zeit, Geduld und Verständnis.

Umgang mit einem unerfüllten Kinderwunsch

Der gesellschaftliche Druck ist hoch und wird sich auch nach dem Abschied des Kinderwunsches erst langsam verringern. Daher ist es umso wichtiger, einen Umgang mit unsensiblen Kommentaren für sich selbst oder als Paar durchzuspielen und damit besser vorbereitet zu sein. Es ist wichtig, im Umgang mit der Familie, Freunden und Bekannten eigene Grenzen und Bedürfnisse klar zu kommunizieren.

Gespräche mit Gleichgesinnten

Menschen, die nicht die Erfahrung der ungewollten Kinderlosigkeit gemacht haben, können sich selten in die Gefühle der Betroffenen hineinversetzen. Die Nachvollziehbarkeit bestimmter Handlungen und Reaktionen können zu Missverständnissen und dem Gefühl des fehlenden Verständnis verstärken. Daher ist es sinnvoll, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten und diese Themen zu besprechen. Hierfür gibt es beispielsweise Selbsthilfegruppen und Internetforen.